Österreich-Ungarn und die imperialen Herausforderungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert: Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich, in Europa und in der Welt

Österreich-Ungarn und die imperialen Herausforderungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert: Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich, in Europa und in der Welt

Veranstalter
Max Weber Stiftung / Deutsches Historisches Institut Warschau und Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung Graz, in Zusammenarbeit mit dem Grazmuseum / Stadtarchiv Graz
Veranstaltungsort
Deutsches Historisches Institut Warschau, Al. Ujazdowskie 39; 00-540 Warszawa
Ort
Warschau
Land
Poland
Vom - Bis
28.11.2016 - 30.11.2016
Deadline
31.05.2016
Website
Von
Deutsches Historisches Institut Warschau

Österreich-Ungarn und die imperialen Herausforderungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert: Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich, in Europa und in der Welt

2. Jahreskonferenz der Max Weber Stiftung, 28.-30. November 2016, Warschau
Max Weber Stiftung / Deutsches Historisches Institut Warschau und Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung Graz, in Zusammenarbeit mit dem Grazmuseum / Stadtarchiv Graz.
Konzept von Stephan Lehnstaedt (DHI Warschau) und Bernhard Bachinger (BIK Graz) sowie Wolfram Dornik (Stadtarchiv Graz).

Das Vielvölkerreich Österreich-Ungarn war im „langen 19. Jahrhundert“ eine der dominierenden Mächte in Ostmitteleuropa und konnte seine territoriale Expansion bis 1912 und sogar im Ersten Weltkrieg fortsetzen. Gleichzeitig wuchs die Infragestellung der Doppelmonarchie als Regionalmacht während des gesamten Zeitraums. Nicht nur Rivalen wie Deutschland, Russland oder das Osmanische Reich bedrängten sie, insbesondere die stetig wachsenden Nationalismen stellten für das Imperium letztlich unlösbare Herausforderungen dar.

Die Erforschung dieses Aspekts der Geschichte ist immer noch viel zu wenig vorangetrieben worden. International sind es insbesondere die ethnischen Spannungen, die von Interesse waren. In Deutschland hingegen wird kaum bzw. nur zu Teilgebieten wie dem enorm populären Galizien geforscht. Und während beispielsweise die Polnische Akademie der Wissenschaften ein Forschungsinstitut in Wien unterhält, ist Deutschland von allen Nachfolgestaaten des Habsburgerreichs lediglich in Polen präsent – mit dem DHI Warschau.

Vor dem Hintergrund dieses Befunds möchte die Max Weber Stiftung – unter Federführung des DHI Warschau – gemeinsam mit den beiden Mitveranstaltern einerseits Erkenntnisse bündeln, andererseits Wissenschaftstransfer und internationale Vernetzung leisten, um so neue Arbeiten und Projekte zu stimulieren. Die avancierte Nationalismusforschung wird dafür mit der in den letzten Jahren oft übersehenen internationalen Politik jener Zeit in Beziehung gesetzt. Auf diese Weise können exemplarisch die zentralen Herausforderungen eines Imperiums untersucht werden.

Wir streben eine möglichst große geographische und fachliche Themenbreite an, um Vergleichsmöglichkeiten und Verflechtungsperspektiven zu eröffnen. Besonders willkommen sind daher Referate, die bereits in sich vergleichend angelegt sind. Bewusst ist dabei kein methodischer Zugriff vorgegeben, Kultur- und Perzeptionsgeschichte, politische Geschichte, Nationalismusforschung, postcolonial studies oder transnationale und transregionale Geschichte sind nur einige der möglichen Herangehensweisen. Insbesondere bei den Punkten 3 bis 6 sollte nicht die „Wiener“ („Budapester“) Perspektive vorherrschen, sondern jenen der verschiedenen Gruppen, Nationen oder Staaten, die mit der Zentralverwaltung und ihren Repräsentanten in konfliktreichen Beziehungen standen.

Bis zum 31. Mai 2016 erbeten wir Vorschläge für 20minütige Referate, die Fragen aus den folgenden Themenkomplexen ansprechen (sich aber nicht darauf beschränken müssen):
1. Wie funktionierte Österreich-Ungarn als Imperium? Welche Auswirkungen hatten die deutsche Vorrangstellung und die Politik anderer imperialer Akteure auf die Nationalitätenpolitik und auf den Dualismus mit Ungarn (und vice versa)? Wie sah der Kolonialismus des Habsburgerreichs aus – in Europa und in Asien? Welche Diskurse wurden darüber geführt?
2. Wie blickten Österreich-Ungarns außenpolitische Rivalen auf das Habsburgerreich und auf Probleme, die mit seiner imperialen Stellung eng zusammenhingen? Was waren ihre Interessen und wie sollten sie umgesetzt werden? Welche Streitpunkte und Interessenkonfigurationen gab es insbesondere in nationalen Fragen?
3. Welche Dynamiken entwickelten die verschiedenen Nationalismen der Doppelmonarchie? Wie gestaltete sich das Verhältnis von Peripherie und Zentrum? Wie wurde auf die Politik der Differenz reagiert, wie wurde sie adaptiert? Welche Akteursgruppen wurden aktiv, auf welche Weise und mit welchen Erfolgen? Wie sahen ihre Strategien aus?
4. Wie wurden transnationale Gruppen (etwa die Arbeiterbewegung) gegen die Herrschaftszentren Wien und Budapest aktiv und was einte sie? Gab es Kooperationen verschiedener Nationalitäten des Habsburgerreichs gegen die Zentrale? Gab es Formen der Kooperation und Kontakte mit der Öffentlichkeit und der Politik anderer machtpolitischer Akteure in Europa und der Welt? Wie gestaltete sich die Agenda, wie wurde mit Differenzen umgegangen? Auf welche Weise wurde Politik gemacht? Welche Rolle spielten die nationalen Verhältnisse innerhalb der Monarchie im Kontext der Mächtekonstellationen und –strategien? Welche Erkenntnisse gibt es zum Vergleich des Umgangs mit der ethnischen und kulturellen Differenz in der Habsburgermonarchie und in anderen Imperien? Welche Verflechtungen gab es auf diesem Feld?
5. Welche Rolle nehmen Städte als Transit- und Lebenswelten verschiedener kultureller Milieus ein? Welche Rolle spielten sie in den nationalen Hegemonial- und Homogenisierungsdiskuren? Welche Formen der Konfliktaustragung sind festzumachen? Wie positionieren sich regionale Wirtschafts- und Verwaltungszentren gegenüber den beiden Hauptstädten der Monarchie, Wien und Budapest?
6. In welcher Hinsicht lassen sich die imperialen Herausforderungen der Habsburgermonarchie mit denen anderer Imperien vergleichen? Uns interessieren Beispiele, die anhand anderer Großmächte ähnliche oder unterschiedliche Strategien für vergleichbar gelagerte Probleme aufzeigen, um so die Perspektiven in Richtung einer Globalgeschichte zu erweitern.

Die Reisekosten für Teilnehmer werden übernommen, Unterkunft und Verpflegung in Warschau gestellt. Neben der Bereitschaft, ein Referat zu halten, sollen die Teilnehmer auch bis Ende Februar 2017 jeweils etwa 20-25seitige Beiträge für einen Sammelband vorlegen. Die Konferenz wird simultan englisch/deutsch gedolmetscht, in diesen beiden Sprachen sind Vorträge möglich.

Die Vorschläge sollen bitte bis zum 31. Mai 2016 geschickt werden sowohl an
Stephan Lehnstaedt (lehnstaedt@dhi.waw.pl)
als auch an
Bernhard Bachinger (bernhard.bachinger@bik.ac.at),
die auch für Fragen zur Verfügung stehen.

Programm

Kontakt

Stephan Lehnstaedt

Deutsches Historisches Institut Warschau; Al. Ujazdowskie 39
00-540 Warszawa
+48/ 22 5258313
+48/ 22 5258337
lehnstaedt@dhi.waw.pl